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    Das Streuobstprojekt zieht weite Kreise 25.10.2019

    Eine Birne als Betäubungsmittel? „Wenn sie da in ein paar Mal reinbeißen, brauchen Sie beim Zahnarzt keine Spritze mehr“, verspricht Pomologe Matthias Braun mit einem Schmunzeln. Er ist einer von vielen hochkarätigen Gästen, die am vergangenen Freitag den Weg nach Ochsenbach finden. Grund für die betäubende Wirkung ist der hohe Anteil an Gerbstoffen in der Bratbirne. Grund für das Ensemble an Experten ist die Einladung des Sachsenheimer Streuobstprojekts. Dieses, abgekürzt „StoP“, gibt bei seinem Vorhaben, die heimische Kulturlandschaft zu erhalten und attraktiv zu gestalten, Gas.

    Wenn der Erste Landesbeamte Jürgen Vogt nach Ochsenbach kommt, dann ist mal wieder was los. Dieses Mal ist aber nicht der Verkehrsstreit in der Dorfstraße der Grund für seinen Besuch. Gekommen ist er wie 70 weitere Gäste in die Obstbrennerei Seibert, um sich über die Sortenvielfalt in der heimischen Streuobstlandschaft zu informieren. Und das nicht in seiner offiziellen Funktion, sondern ganz privater Natur, wie die „StoP“-Initiatoren nicht ohne Stolz berichten. Denn Vogt hat selbst Streuobstbäume.

    Neben Obstbaukundler Braun zeigt an diesem Abend Bernhard Fehrentz aus Ispringen rund 80 verschiedene Obstsorten. Seine verschiedenen Cidre aus Äpfeln und Birnen präsentiert Urs Renninger aus Ditzingen. Das Ensemble aus Fachleuten zeigt: Das „StoP“ zieht mittlerweile große Kreise. Für die Verantwortlichen des Projekts geht es an diesem Abend vor allem darum, über die kostenlose Ausgabe von Hochstamm-Obstbäumen alter Obstorten am 23. November (siehe Infobox) zu informieren.

    Das Interesse daran sei deutlich höher als im Vorjahr, berichtet Thomas Wörner vom „StoP“: „Da waren es es nur ein paar Leute, jetzt sind es schon deutlich mehr. Ich denke, die Klimadiskussion macht auch was aus.“ Im Gegensatz zu den besonderen alten Äpfeln und Birnen, die Braun vorstellte, sind die Sorten der bis zu 220
    geförderten Bäume essbar und müssen nicht zu Most verarbeitet werden. „Das Ziel ist, dass wir die Leute dazu animieren, ihre Streuobstwiesen weiter zu pflegen“, betont Wörner.

    Dafür hat das „StoP“ unter der Regie des Obst- und Gartenbauvereins Kleinsachsenheim schon viele Aktionen ins Leben gerufen: Neben Jungbäume schneiden, Vorträge sowie den Pflanz- und Pflegeaktionen steht die Mistelbekämpfung im Vordergrund. Städtische Bäume wurden ebenfalls geschnitten. Im Frühjahr wird es wieder eine Pflegeaktion durch Fachleute geben, die alte Bäume vitalisieren. Auch hierfür können sich Privatleute an das Streuobstprojekt wenden. 15 Euro kostet die Pflege. Der Rest der insgesamt 80 bis 100 Euro Kosten kommt aus dem von der Kreissparkasse geförderten „StoP“. 5000 Euro stehen dieses und nächstes Jahr noch zur Verfügung. „Dann müssen wir schauen, wie es weitergeht“, so Wörner.

    „Die alten Sorten sind Kulturgeschichte. Die sollte man erhalten“, richtet Referent Braun seinen Rat an Kommunen und Politik, „nicht unbedingt durch große Maßnahmen etwas bewegen zu wollen“. Sondern: „Wenn kleine Gruppen sich zusammentun und etwas machen wollen, sollte man das fördern.“ Als Beispiele nennt er Destillate, Essig oder Balsamico aus Streuobst. Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich lauscht aufmerksam.

     

    Pflanzaktion für Sachsenheims Bürger

    Unter der Regie des „StoP“ und gesponsert von der Kreissparkasse können am 23. November, voraussichtlich in Groß- und Kleinsachsenheim, alle Sachsenheimer junge Hochstamm-Obstbäume alter Obstorten abholen. Grundsätzlich kann jeder so viele Bäume wie gewünscht bekommen. Sind die 220 gesponserten Bäume aufgebraucht, kostet jeder weitere 20 Euro. Eine Sortenliste mit der Auswahl an Bäumen gibt es bei Thomas Wörner, Adolfstraße 3, Kleinsachsenheim, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., Telefon (07147) 59 38. Die Vorbestellung muss bis 9. November erfolgen.

     

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